Die Ausbildung zum Segelflugpiloten gliedert sich wie beim Führerschein in eine theoretische Ausbildung und eine praktische Ausbildung auf.
Bei uns ist es üblich, die theoretische Ausbildung im Winter vorzunehmen. Denn während in der Werkstatt alle Flugzeuge instand gehalten werden, geben unsere Fluglehrer ehrenamtlich Unterricht in den Fächern Meteorologie, Navigation, Menschliches Leistungsvermögen, Technik, Verhalten in besonderen Fällen und Luftrecht.
Dieses theoretische Fachwissen ist nicht nur für die Theorieprüfung wichtig, die jeder Segelflugpilot im Laufe der Ausbildung ablegen muss, auch für das professionelle und sichere Betreiben dieses Sports ist es unerlässlich.
Doch so wichtig die Theorie auch ist: Nur durch das theoretische Wissen alleine wird man natürlich kein guter Pilot!
Deshalb startet im Frühling mit dem ersten Flugtag auch der praktische Unterricht im Aero-Club Dachau. Dieser praktische Unterricht teilt sich in drei Abschnitte, die im Folgenden beschrieben werden sollen.
Im ersten Ausbildungsabschnitt fliegt der Flugschüler mit einem Fluglehrer in einem doppelsitzigen Flugzeug. Dieses Flugzeug kann sowohl vom vorderen, als auch vom hinteren Sitz gesteuert werden. Auf unserem Flugplatz ist das erste Schulungsflugzeug die ASK-13, ein Segelflugzeug, welches von Alexander Schleicher in Poppenhausen an der Rhön entworfen wurde.
Auf diesem Flugzeug übt der Schüler das gleichmäßige Geradeausfliegen mit konstanter Geschwindigkeit und das saubere Fliegen von Kurven. Auch das Fliegen im unteren, sowie oberen Geschwindigkeitsbereich des Flugzeuges wird trainiert. Mit zunehmender Erfahrung werden die Aufgaben dann schon komplexer. Sobald der Schüler genug Gefühl für das Flugzeugmuster entwickelt hat, werden die ersten Starts durchgeführt, ohne dass der Fluglehrer eingreifen muss.
Doch so schön es ist sich in die Lüfte zu erheben und oben herumzufliegen, muss der Pilot irgendwann landen.
Wenn auch diese Aufgabe beherrscht wird, folgt das wohl unvergesslichste Erlebnis eines jeden Segelflugpiloten, an das man sich wohl ein Leben lang erinnern wird:
Der erste Alleinflug!
Zum ersten Mal sitzt man alleine im Flugzeug, niemand sonst hat noch Einfluss auf die Ruder. Nur über Funk kann der Fluglehrer noch Anweisungen mitteilen, ein unvergleichliches Gefühl.
Mit der erfolgreichen Durchführung von drei Alleinflügen ist der erste Ausbildungsabschnitt beendet.
Im zweiten Ausbildungsabschnitt werden die fliegerischen Fähigkeiten weiter trainiert. Der Fluglehrer achtet sehr darauf, dass der Schüler sich keine falschen Gewohnheiten aneignet, dies wird gelegentlich auch bei doppelsitzigen Flügen mit den Fluglehrern überprüft.
Ein weiterer Teil des zweiten Ausbildungsabschnittes ist das Fliegen neuer Flugzeugmuster.
Beim Aero-Club Dachau ist die Ka-8 das erste als Einsitzer gebautes Flugzeug, das den Schülern in die Hände gegeben wird.
Mit diesem Muster wird es dem Schüler einfacher gelingen, auch längere Zeit in der Luft zu bleiben, da dieses Flugzeug deutlich agiler ist und auch engere Aufwinde nutzen kann. Auch ist es deutlich leichter, was in einer besseren Steigleistung resultiert.
Nach einigen weiteren Flügen mit der Ka-8 erfolgt die Einweisung in moderne Kunststoffflugzeuge.
Hierzu absolviert der Flugschüler im Aero-Club Dachau zusammen mit einem Fluglehrer ein paar Gewöhnungsflüge auf unserem Duo-Discus.
Danach wird dem Flugschüler das erste einsitzige Kunststoffflugzeug übergeben, die ASK-23.
Der zweite Ausbildungsabschnitt endet wieder mit einer kleinen Zwischenprüfung, bei der der Flugschüler die gelernten Fähigkeiten in Theorie und Praxis zeigen muss.
Der dritte und letzte Ausbildungsabschnitt widmet sich dem Streckensegelflug.
Der Flugschüler lernt nun alles über das motorlose Zurücklegen großer Strecken durch das Nutzen von Aufwinden.
Auch der Fall der „ungewollten“ Landung während eines Streckenfluges wird trainiert. Eine solche ungewollte Landung wird als “Aussenlandung” bezeichnet und muss immer dann durchgeführt werden, wenn der Anschluss an die Thermik verloren geht und der Heimatflugplatz nicht mehr erreicht wird. Das Aussenlanden ist nicht selten im Segelflug, jeder Segelflieger wird im Laufe seines Fliegerlebens einige Aussenlandungen durchführen.
Sobald dem Schüler alle Aspekte des Streckenflugs vermittelt wurden, muss der Schüler nun selbst einen 50km Streckenflug durchführen. Alternativ können auch mit Fluglehrer 100km geflogen werden.
Nach Beendigung der praktischen Ausbildungsabschnitte erfolgt dann die praktische Prüfung. In einem oder mehreren Prüfungsflügen demonstriert der Prüfling dem Prüfer all seine erlernte Fähigkeiten und erhält schon – vorausgesetzt man erfüllt das nötige Mindestalter – wenige Tage nach bestandener Prüfung den Luftfahrerschein und kann danach voll in den Streckensegelflug im Aero-Club Dachau einsteigen und seine Fähigkeiten verbessern!